Ich bin Russe

Übersetzung: Igor Syr

Ich bin Russe! Ich bin müde!
Müde, mich zu entschuldigen,
müde, Verantwortung zu tragen,
müde, mich zu schämen,
müde, Schande zu fühlen!

Wofür??
Dafür, dass in Asien die Sklavenhaltergesellschaft verschwand?
Dafür, dass Lettland, Estland, Litauen sich wir Käse in Butter wälzten?
Dafür, dass wir Zypern, Bulgarien, Griechenland von den Türken befreit haben?
Dafür, dass wir es nicht erlaubt haben, die Serben zu vernichten?
Dafür, dass bei der Verteidigung vom Hafen Artur wir 15 Tausend Russen gegen 110 Tausende Japaner verloren haben?
Dafür, dass 90 Fallschirmjäger es nicht erlaubt haben, 2500 Kämpfern durch die Höhe 776 durchzubrechen?
Dafür, dass bei der Verteidigung von Petropawlowsk-Kamtschatski in 1854 etwa 1.000 Landwehrmänner 40 Menschen verloren und den Angriff der 3-fach überlegenen Kräfte abgeschlagen, 400 Gegner ins Grab oder ins Bett geschickt haben, woraufhin sich ihr Befehlshaber-Angelsachse erschossen hat?
Dafür, dass die sowjetische Armee Europa vom Faschismus befreit hat?

Vielleicht sollen wir uns bei den Mongolen entschuldigen — dafür, dass wir die Goldene Horde verjagt haben?
Oder für Alexander Newski, dafür, dass er die europäischen Ritter auf den Grund des Peipussees hinuntergehen ließ?
Dafür, dass Anna Jaroslawna Europa beigebracht hat, die Gabel zu benutzen und sich selbst mindestens einmal pro Monat, und nicht 2-mal im Jahr zu waschen?

Vielleicht sollen wir uns für die neunte Fallschirm-Landungskompanie des 345. abgesonderten Garde-Fallschirm-Landungsregiments entschuldigen, die den Kampf auf der Höhe 3234 in Afghanistan angenommen hat?

Wofür soll ich mich hier als Russe entschuldigen!?
Dafür, dass wir trotz allem Ehre, Stolz und Menschenliebe bewahrt haben?
Dafür, dass unsere Regierung es nicht erlaubt, dass wir bis auf das Niveau Somalias sinken?
Dafür, dass meine Urgroßväter Japaner und Amerikaner aus dem fernen Osten hinausgeschlagen haben?

Ich verstehe!.. Ich soll mich dafür entschuldigen, dass das ungewaschene, eingeschlagene und ungebildete Russland der Welt Tolstoj, Herzen, Gorki, Gogol, Lomonosow, Tschernyschewski, Gagarin, Korolew, Ziolkowski, Krylow viele andere gegeben hat!

Ja. Ich bin müde.
Ich bin der Russe, und ich bin müde, mich dafür zu entschuldigen.
Dafür, dass in mir das Blut derer fließt, die das Römische Reich zerstört haben, das 1/6 des Festlandes zu seinem Zuhause gemacht hat, der Europa von den Tataren-Mongolen und den Faschisten gerettet hat, der auf den Straßen von Paris geritten ist, der den zukünftigen USA mit Schiffen gegen Britannien half (ja, ja, und das auch!).

Man kann noch vieles aufzählen, aber … jeder Staat hat Seiten der Geschichte, auf die man stolz sein kann, aber aus irgendeinem Grunde soll sich nur Russland für seine Geschichte schämen und sein Kopf mit Asche bestreuen!
Und das vor wem?
Vor Europa, das die Inkas, Azteken, Mayas vernichtet hat, Menschen auf Scheiterhaufen verbrannte, die Hälfte der Bevölkerung Afrikas abgeschlachtet und den Rest in die Sklaverei verkauft hat!

Interessant, was müssen wir denn endlich machen, damit all die von uns „Gedemütigten“ uns verziehen haben?

Es reicht, über unsere Geschichte in einem entschuldigenden und selbstabwertenden Ton zu schreiben!
Ich persönlich bin müde, mich zu entschuldigen!
Es ist höchste Zeit zu lernen darauf stolz zu sein, wer du bist! Ich bin Russe und will, dass meine Kinder auf jenes Land stolz sind, in dem sie geboren wurden!

Dazu auch:

Puschkin: „Den Verleumdern Russlands“

Alexander Block und Friedrich Schiller

Puschkin: Den Verleumdern Russlands

Schiller

 

Das fand ich soeben auf facebook. Es ist so eindringlich, so deutlich, dass ich es den Lesern meines Blogs nicht vorenthalten kann.

Dieses Gedicht schrieb Puschkin am 16. August 1831 als Reaktion auf die massive Kampagne in Frankreich – angeführt durch Lafayette, Lamarque und Mauguin – für eine militärische Intervention zur Unterstützung des polnischen Aufstandes von 1830/31.

 

 

Alexander Sergejewitsch Puschkin

Den Verleumdern Rußlands

Was lärmt Ihr, Volksredner, in schwindelnder Bethörung?
Was flucht und drohet Ihr dem heil’gen Russenland?
Was hat Euch so erregt? des Polenlands Empörung?
Schweigt! Diese Frage löst nicht Euer Unverstand;
Es ist ein alter Streit im slawischen Geschlechte,
Und keines Fremden Blick entscheidet hier das Rechte.

Uralt und vielfach sind die Leiden
Die dieser Hader schon erzeugt;
Schon oft ward ein Volk von den beiden
Durch des Gewitters Sturm gebeugt.

Wer wird im ungleichen Kampfe als Sieger erscheinen?
Neigt sich dem Polen, dem falschen — dem treuen Russen die Wage?
Werden die slawischen Flüsse im russischen Meere sich einen,
Wird es austrocknen? das ist die gewichtige Frage!

O schweigt! Für Euch sind nicht geschrieben
Die blut’gen Tafeln der Geschichte,
Ihr seid dem Streite fremd geblieben
Und unbefähigt zum Gerichte!
Für Euch sind Kremlin, Praga stumm,
Nach neuem Kampf seht Ihr Euch um —
Tollkühnes Wagen ist Euch Lust,
Haß gegen uns füllt Eure Brust…

Warum? Weil wir auf den Ruinen
Im Flammenmeer von Moskaus Brande,
Uns widersetzten dem zu dienen,
Der Euch in Knechtschaft schlug und Bande?
Weil wir ihn in den Abgrund zwangen,
Ihn, der die Welt gedrückt mit seinem Heere,
Weil wir mit unserm Blut errangen
Europa’s Freiheit, Frieden, Ehre?

In Worten seid Ihr stark — versucht es in der That,
Denkt Ihr, von Ismail der alte Feldsoldat
Vermag aufs Neue nicht sein Bajonnet zu schwingen?
Denkt Ihr, des Zaren Wort wird ungehört verklingen?
Ist’s neu für uns mit Europa zu kriegen,
Hat der Russe verlernt zu kämpfen und siegen?
Sind unsrer wenig? Oder von Perm bis Tauris Land,
Von Finnlands kalten Felsen bis zum heißen Kyrosstrand,
Von wo der Kremlin golden blinkt
Bis wo sich Chinas Mauer schlingt,
Erhebt sich Rußland nicht alsbald
Gleich wie ein Stahl- und Eisenwald?
Drum, eitle Schwätzer, lärmt nicht mehr!
Schickt Eure Söhne zu uns her,
Sie finden Platz im Russenland,
Bei Gräbern, ihnen wohlbekannt.

Aus dem Russischen von Friedrich Martin von Bodenstedt

Das russische Original:

КЛЕВЕТНИКАМ РОССИИ

О чем шумите вы, народные витии?
Зачем анафемой грозите вы России?
Что возмутило вас? волнения Литвы?
Оставьте: это спор славян между собою,
Домашний, старый спор, уж взвешенный судьбою,
Вопрос, которого не разрешите вы.

Уже давно между собою
Враждуют эти племена;
Не раз клонилась под грозою
То их, то наша сторона.
Кто устоит в неравном споре:
Кичливый лях, иль верный росс?
Славянские ль ручьи сольются в русском море?
Оно ль иссякнет? вот вопрос.

Оставьте нас: вы не читали
Сии кровавые скрижали;
Вам непонятна, вам чужда
Сия семейная вражда;
Для вас безмолвны Кремль и Прага;
Бессмысленно прельщает вас
Борьбы отчаянной отвага –
И ненавидите вы нас…

За что ж? ответствуйте: за то ли,
Что на развалинах пылающей Москвы
Мы не признали наглой воли
Того, под кем дрожали вы?
За то ль, что в бездну повалили
Мы тяготеющий над царствами кумир
И нашей кровью искупили
Европы вольность, честь и мир?..

Вы грозны на словах – попробуйте на деле!
Иль старый богатырь, покойный на постеле,
Не в силах завинтить свой измаильский штык?
Иль русского царя уже бессильно слово?
Иль нам с Европой спорить ново?
Иль русский от побед отвык?
Иль мало нас? Или от Перми до Тавриды,
От финских хладных скал до пламенной Колхиды,
От потрясенного Кремля
До стен недвижного Китая,
Стальной щетиною сверкая,
Не встанет русская земля?..
Так высылайте ж к нам, витии,
Своих озлобленных сынов:
Есть место им в полях России,
Среди нечуждых им гробов.

Dazu auch das Gedicht Alexander Blocks „Skythen“